Welche Macht unsere Gedanken haben und wie wir lernen können, sie zu steuern.
Wer lag nicht schon nachts wach und hat Probleme hin und her gewälzt? Hat erholsame Stunden Schlaf verloren und im Gegenzug trotzdem keine Lösung gefunden. Viele Menschen grübeln ewig über ein und dieselbe Sache nach, wägen ab und kommen dennoch nicht weiter. Bis sie von ihren Gedanken schon selbst erschöpft sind. Und nur noch der Wunsch bleibt, seine Gedanken steuern zu können.
Nichtsdestotrotz: Der Verstand meint es gut mit uns. Er mischt immer mit und sich ein. Gern auch dann, wenn sich in unserem Innern etwas regt, also innere Impulse uns etwas mitteilen möchten. Oft verhält es sich aber so, dass innere Impulse eben gerade nicht zum Denken und Handeln unseres Verstandes passen. Mit der Folge, dass wir entweder diese Impulse gar nicht erst wahrnehmen oder aber der Verstand sie – teilweise schon im Moment des Auftauchens – unterdrückt.
Ob der Verstand einen Impuls zulässt und als gut befindet, entscheidet die Prägung, die wir in den ersten vier Lebensjahren erhalten haben. Denn innerhalb dieser Zeit werden unsere Denk- und Handlungsmuster grundsätzlich durch unsere Eltern bzw. engstes Umfeld geprägt. Man könnte den Verstand auch als einen Türsteher sehen, der klare Anweisungen erhalten hat, welche Art von Informationen ins Bewusstsein dringen dürfen und welche keinen Einlass erhalten. Rationale Gedanken sind erst einmal gern gesehene Gäste, körperliche Impulse dagegen leider nicht.
Wie kommen körperliche Impulse am Verstand vorbei? Ein erster Lösungsansatz.
Sind wir uns den Mechanismen unseres Verstandes nicht bewusst, hat er freie Hand nach seinen Vorstellungen zu agieren. Somit haben rationale Gedanken die Macht, körperliche Impulse zu unterdrücken. An diesem Punkt gibt es schon einen Lösungsansatz: Wenn wir uns bewusst damit auseinandersetzen, welche Macht unsere rationalen Gedanken haben, erhalten wir eine erste Steuerungsmöglichkeit und eigenen Einfluss auf unser Denken. Wenn wir schon wissen, dass unser Verstand jederzeit dazwischenkommt und mitmischt, haben wir auch eher die Möglichkeit den ein oder anderen rationalen Gedanken zu hinterfragen und unsere Gedanken steuern zu können.
Weiterhin können wir darauf achten, wie genau sich innere Impulse anfühlen, wenn sie sich melden. In der Regel sind diese schneller da, als rationale Gedanken. Körperimpulse sind außerdem klar und eindeutig, es gibt bei Impulsen keine Diskussionsgrundlage. Es ist ein Gefühl, was uns zeigt, ob etwas gut oder schlecht bzw. richtig oder falsch ist. Ein körperlicher Impuls weiß sofort, was zu tun ist. Und wir wüssten es auch, würden wir nur hinhören.
Doch selbst das Hinhören bringt uns wenig – außer vielleicht einem schlechten Gewissen unserem innersten Selbst gegenüber – wenn wir dann nicht auch danach handeln. Und damit sind wir wieder am Anfang: Findet der Verstand den Impuls nicht seinem Standard entsprechend, grätscht er dazwischen.
Was tun, um den Verstand auf seine Seite zu holen?
Wenn rationale Gedanken sich dazwischen drängeln und den Impuls wegschieben, zeigen sich stattdessen Bedenken und Hadern. Und damit im Grunde die Grenzen unseres Verstandes. Um diese Grenzen zunächst zu erweitern und letztlich zu überwinden, lohnt es sich seinen Verstand abzuholen. Einfach nur gegen die Dominanz des eigenen Verstandes zu steuern, bringt wenig. Überzeugen ist das Stichwort.
Wir finden in unserem Verstand einen Mitstreiter, wenn wir ihn von der Notwendigkeit, auch die anderen körperlichen Instanzen als Entscheidungs- und Lebensunterstützung anzuerkennen, überzeugen.
Stärken Sie Ihren Verstand während Sie Ihren Körper stärken.
Gedanken steuern ist möglich, sofern der Verstand versteht. Zuerst einmal sollte er verstehen, dass Körperimpulse auf Überleben und Selbsterhaltung geeicht sind. Das wiederum ist nicht die Aufgabe unseres Verstandes, sondern die des körperlichen Bewusstseins. Was also ist die eigentliche Aufgabe unseres Verstandes? Letztlich „nur“ die Reflexion gegebener Einflüsse.
Das körperliche Empfinden sortiert nach gut und schlecht. Unser Körper reagiert auf Einflüsse, zum Beispiel auf systemisch bedingte Faktoren, die für den Verstand schwer oder gar nicht zu fassen sind. Beispielsweise wissen wir – wenn wir a) auf unseren Körper hören und b) uns auf ihn verlassen – instinktiv, wann wir in einer Gefahrensituation sind. Was für Gefahrensituationen gilt, gilt ebenso im Alltag: Wir erkennen unterbewusst, ohne es wirklich erklären zu können, wenn wir Menschen begegnen, die für uns gut sind bzw. wann wir uns besser von jemandem fernhalten sollten. Der bessere Gefahren- oder Vertrauensdetektor ist daher das Körperbewusstsein.
Wahrnehmung auf allen Ebenen sorgt für mehr Realität im eigenen Leben.
Neben dem Körperbewusstsein, liefert auch unser Herz essenzielle Informationen die unser Leben betreffen. Allerdings hat auch das Herz mit der Schnelligkeit und dem Einmischungswunsch des Verstandes so seine Schwierigkeiten. Alles, was uns am Herzen liegt, geht unter dem Einfluss des Verstandes schnell verloren, wenn es diesem als unwichtig erscheint. Dass der Verstand bevorzugt und alles andere außen vor gelassen werden sollte, haben schon unsere Eltern gelernt.
Solange wir nicht mit unserem Verstand gearbeitet haben, folgen auch wir unweigerlich alten, durch die Eltern geprägten Gedankenmustern. Auf diese Weise geht, ohne es zu wissen, bei einer rein verstandesgesteuerten Entscheidung – also einer Entscheidung auf nur einer Wahrnehmungsebene – viel Realität verloren.
Um das zu verhindern, sollten Sie berücksichtigen, dass das Herz wie auch das Körperbewusstsein der Realität um einiges näher sind, als der Verstand. Das erkennen Sie daran, dass sowohl das Herz als auch der Körper sofort, ohne Zeitverzögerung auf verschiedenste Gegebenheiten reagieren. Beide unterscheiden unmittelbar in gut oder schlecht. Im Sinne von Erhalt und Fürsorge, im Sinne unseres ureigenen, individuellen Seins.
Der Verstand hingegen nutzt das, was wir gelernt haben und interpretiert seine Wahrheit in die Umstände. Das ist keine negative Eigenschaft an sich, denn wir brauchen die Fähigkeiten unseres Verstandes. Doch ohne die Zutaten des Herzens und des Körpers fehlen wichtige Komponenten, um umfassend positive Entscheidungen treffen zu können.
Gedanken steuern können, wenn Körper, Herz und Verstand im Einklang sind.
Letztendlich können Sie Ihre Gedanken steuern, wenn Sie begreifen, dass der Verstand nur einen kleinen Teil des Entscheidungsapparates darstellt, der unserem gesamten Sein zur Verfügung steht. Gleichzeitig müssen wir anerkennen, dass wir von der gesamten Realität beeinflusst sind. Das bedeutet, von gegenwärtigen Einflüssen sowie von systemischen Faktoren, die weit in die Vergangenheit reichen.
Der Verstand alleine ist hier überfordert. Er kann nicht alles um uns herum wahrnehmen und adäquat einordnen. Wir können den Verstand entlasten – und auch dadurch steuern – wenn wir alle körperlichen Wahrnehmungsebenen hinzunehmen. Setzen wir den Verstand erst dann bewusst ein, wenn wir die Impulse der physischen Ebene wahrgenommen haben, kann unsere Ratio machen, worin sie gut ist. Analysieren, Verarbeiten, Entwickeln und Begreifen.