Für mich als Unternehmer im Bau gilt eins. „Meins zuerst, dann das andere.“ Denken Sie nun, das klingt egoistisch, dann werden Sie fortfolgend erfahren, dass genau das Gegenteil damit gemeint ist.
Zuerst kümmere ich mich um die Krisensicherheit in meiner Unternehmung, damit mein Unternehmen auch in Krisenzeiten zur Sicherung anderer Unternehmungen wird. In Konsequenz sorge ich mich um die Versachlichung der Abläufe auf dem Bau. Nur so bin ich fähig, dem ansteigenden Druck auf der Baustelle standzuhalten, der in Krisen automatisch einsetzt. Mein Werkzeug zum Druckabbau ist die Versachlichung.
Zum Erhalt einer unternehmerischen Krisensicherheit folge ich hier der Theorie der SOMMER- Methode, die von Anke Sommer entwickelt wurde. Das soziologisch orientierte Modell richtet sich an Unternehmen, die durch die Eigenveränderung ihr komplettes Arbeitsumfeld von störungsanfälligen Dynamiken befreien. Das Gute an der Methode ist: Übernimmt eine Position die Steuerung des Prozesses ins Positive und Förderliche, so kann ein Einzelner die Verantwortung übernehmen, solange entstörend auf den ProzessDas Wort Prozess stammt aus der Persönlichkeitsentwicklung und zeigt den aktuellen Stand der individuellen Entwicklung an.... Weiterlesen einzuwirken, bis eine Einigung erfolgt ist. Durch diese Verfahrensweise der Verantwortungsübernahme für ein störungsfreies Miteinander, hat sich mein Unternehmen SB5ÜNF zu einem kraftvollen Apparat entwickelt, der für bisher scheinbar ausweglose Situationen die Lösung parat hält. Hier denke ich an Situationen, in denen sich die Beteiligten miteinander negativ verzahnt haben und die juristische Klärung oder die Benachteiligung einer Partei als die einzige Möglichkeit erscheint, die zur Beendigung des festgefahrenen Konflikts führt. Als Inhaber eines Unternehmens für ästhetische Oberflächen, Rundumbetreuung und Beratung nehme ich eine ideale Position ein, um den Prozess auf dem Bau ins Konstruktive zu lenken. Denn ich sitze direkt an der Schnittstelle der unterschiedlichsten Professionen, also zwischen den Architekten, den Immobilienentwicklern, den Baufirmen sowie den Bauherren und Nachunternehmern. Alle sprechen eine unterschiedliche Sprache und besitzen eine sich unterscheidende Konflikt- und Drucktoleranz.
Da Krisen wirtschaftliches Kapital belasten, sehe ich es als eine Notwendigkeit an, deeskalierend einzuwirken. Meine Aufgabe ist es, alle Partner in ein Boot zu holen, denn nur so führt die Fahrt für Alle ins Ziel. Mit dem Prinzip des Überzeugens des anderen erreicht man meist dieses Ziel nicht. Deshalb baue ich auf das das Prinzip Verständnis. Meine Position auf dem Bau schafft also Verständnis füreinander. Erkenne ich eine Frontenbildung, steuere ich durch Erklärungen dagegen. Das wirkt Wunder, denn nicht selten sind die unterschiedlichen Sprachen und Handlungsweisen das Problem. Ein Architekt denkt, fühlt und entscheidet von Berufswegen anders als beispielsweise ein Bau- oder Projektleiter eines Bauunternehmens, der völlig anderen Gesetzmäßigkeiten ausgesetzt ist. Insofern verstehe ich auch, dass einzelne Positionen auf der Baustelle, sollten sie wirtschaftlich unter Druck geraten, einen starken Druck auf die anderen Parteien ausüben. In Konsequenz bedeutet das aber, dass die Gesamtleistung teurer wird, sofern nicht in ein, in das gemeinsame, Boot gestiegen wird. Wieso ist
das so?
Weil zum Beispiel der Rohbauer verständliches Interesse hat, alle Preise so stark wie nur möglich unten zu halten, damit seine Kosten-Nutzen-Rechnung aufgeht. Was der Druck aber verbirgt, sind Folgekosten und Energieverlust auf anderen Ebenen.
Besteht eine Partei auf das „Billigste“ und drückt so Nachunternehmer und Folgegewerke, so vertreibt diese Partei – sollte sie sich durchsetzen – Kompetenz und Qualität. Gute Nachunternehmer gehen und wollen nicht noch einmal mit einer solchen Partei zusammenzuarbeiten. Zeitabläufe werden verzögert. Fehler werden gemacht. Das kostet wirtschaftliches Kapital und Nerven.
Kurz gesagt, durch meine Übersetzungs- und Vermittlungsarbeit, mache ich jedem Beteiligten die Folgen druckgesteuerter Verhaltensweisen bewusst und verkürze so das Festfahren des gemeinschaftlichen Prozesses. Zum positiven Nutzen aller.
Zum Autor
Felix Sommer ist Inhaber ; Geschäftsführer von SB5ÜNF, Tischler, Musiker & gemeinsam mit seiner Frau Anke Sommer Eigner des Kulturhof Dretzen. Im Jahr 2004 gründete er das Unternehmen Betonretusche, für das er bis 2015 als Inhaber und Geschäftsführer tätig war. 2016 gründete er SB5ÜNF und trägt seither dazu bei, bei der Sichtbetonkosmetik und Betonsanierung neue ästhetische Maßstäbe zu setzen. Mit rund zwanzig Mitarbeitern, vielen Nachunternehmern und den Standorten in Berlin und Jessen ist SB5ÜNF rundherum im Einsatz. Aufbauend auf Concrete:Concepts berät und führt er als Experte, mit bald 20 Jahren Erfahrung, Architekten und Bauherren durch alle Planungsphasen 1-9. Felix Sommer tritt als Gastdozent, Vortragender und Referent auf und schreibt ein Buch über Beton, welches im Dezember 2022 erscheinen wird. SB5ÜNF ist Gastgeber des Forums Beton:Kontexte.